Lokmotiven mit Buchli-Antrieb und was von ihnen geblieben ist
Die grossen Rahmenlokomotiven Ae 4/7 und Ae 3/6 I von SLM, MFO und SAAS waren prägende Maschinen in meiner Kindheit. Dass ich eines Tages helfen werde, eine Ae 3/6 I zu renovieren, damit sie wieder selbst auf den Schienen fahren kann, hätte ich mir als Kind nicht erträumen können. Von den hunderten von Maschinen sind heute noch eine Handvoll in verschiedensten Zuständen erhalten geblieben – die wenigsten davon sind überhaupt noch fahrtüchtig!

Die Ae 3/6 I 10693 des Vereins Mikado
Gefangen hat mich die ganze Sache, als ich auf einer Jubiläums-Ausfahrt des Vereins Mikado mit ihrer Ae 4/7 nach Bauma dabei war. Zum Glück war der Zug nicht so gut besetzt und Röbi, der Kondukteur, hatte Zeit für einen Schwatz. Er erzählte mir ausführlich davon, wie er an der Aufarbeitung einer Ae 3/6 I werkt. Er sagte mir, dass ich doch einfach mal vorbeikommen, mir das anschauen und bei Interesse gleich mithelfen solle.
Etwas später, an den «Tagen der offenen Tore» in Brugg, erblickte ich dann in einer Ecke – hinter Maschinen und Hebebühnen – die Ae 3/6 I. Die grossen Räder waren fast nicht sichtbar und man sah, dass noch viel Arbeit zu tun war. Aber ich war hellauf begeistert!

Ab da ging es nicht mehr lange, bis mein Schnuppertag anstand! Röbi und ich haben an diesem Tag die Kühlrohre für das Trafo-Öl geputzt und geschmirgelt. Das war zwar sehr anstrengend – aber für mich war es ein Erlebnis, an einer Maschine zu arbeiten, die um 1930 gebaut worden war.
Was wir bei der grossen Revision machen
Die Lokomotive ist jahrelang nicht aktiv gefahren. Deshalb nehmen wir bei der grossen Revision fast alles auseinander, um zu prüfen, ob es noch weiterverwendet werden kann oder ersetzt werden muss. Das meiste kann man wieder brauchen. Zum Glück, denn die Teile zu ersetzen, ist nicht immer einfach, da sehr viele heute nicht mehr erhältlich sind.
Die noch brauchbaren Teile werden gereinigt, entrostet, grundiert und neu bemalt – Schrauben werden nachgedreht und Gewinde neu geschnitten. Überraschend für mich war, dass diese Lokomotiven grösstenteils über englische Gewinde verfügen!

Die Dachläufe links und rechts waren in sehr morschem Zustand und mussten ersetzt werden. Wir mussten neues Holz beschaffen, dieses einpassen, streichen und dann montieren. Das Ganze war eine recht aufwendige Arbeit. Über zwanzig einzelne Hölzer mussten eingepasst und bemalt, unterliegende Stahlbänder und der Stolperschutz an der Aussenseite passend gemacht werden!
Im Maschinenraum
Der Maschinenraum ist etwas ganz anderes: Hier geht es vor allem um das Reinigen und Prüfen der Verbindungen und Dichtungen für die Schmierungen.
Wann genau die Ae 3/6 I wieder fährt, wird sich weisen. Es wird aber sicher noch eine Zeit dauern, bis sie wieder vollständig zusammengesetzt und fahrtüchtig ist.

Der Verein und das Dankeschön
Der Verein Mikado 1244 ist aus der Revision einer französischen Dampflokomotive entstanden. Die aktiven Mitglieder pflegen neben dieser Dampflok auch noch weitere elektrische Lokomotiven und historische Reisewagen. Das ganze Material kommt regelmässig auf Extrazügen zum Einsatz – sei es bei eigenen Veranstaltungen oder zu Gast bei anderen Vereinen.
An den Arbeitstagen sind natürlich der gemeinsame Kaffee am Morgen, das Mittagessen und das Feierabendbier wichtige soziale Komponenten. Diese lassen sich in den momentanen Zeiten nicht mehr so einfach weiterführen, aber man trifft sich zum Glück noch zum Arbeiten.
In der Regel gibt es einmal im Jahr für alle Helfer, die an den verschiedenen Wagen und Lokomotiven arbeiten, ein gemeinsames Abendessen im «Rottenwagen». Momentan sieht es allerdings so aus, als ob dieses in diesem Winter wohl nicht stattfinden kann.
Aber wir freuen uns alle bereits wieder auf den Frühling und hoffen, dass wir im Mai dann endlich wieder die «Tage der offenen Tore» durchführen können.

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