top of page

Mit dem Cabrio in die Berge

Autorenbild: Fabio ZappaFabio Zappa

Eines vorweg: In diesem Beitrag wird weder ein Auto noch ein Autoverleih noch sonst etwas, was auf dem Nordring Zürich vor dem Gubrist-Tunnel im Stau stehen könnte, beworben. Und doch steht in diesem Ausflugsbericht ein Cabrio im Mittelpunkt. Nicht möglich? Doch! Beweis folgt…


Doch von vorne: Der Sommer 2020 war anders. Die Corona-Situation hat sich nach dem Lockdown im Frühjahr zwar entspannt, doch die Ferien waren vielerorts im Eimer – und sei es nur darum, weil man die Buchung aus Unsicherheit eigenhändig wieder storniert hatte. Stornierung hin oder her: Entspannung, Freiräume und Luft zum Durchatmen waren nach diesem Frühling mehr als nötig. Und wo kann man das besser geniessen als – richtig – bei uns in den Schweizer Alpen. Tagesausflüge waren angesagt!


Mein Ziel lag in der Zentralschweiz. Ausgangspunkt war Stans, ein herziges kleines Städtchen mit Charme, welches aber selbstbewusst der Kantonshauptort des Kantons Nidwalden ist. Erreichbar ist der Ort bequem mit der Zentralbahn. Von Luzern aus fährt die S-Bahn alle 30 Minuten innert 20 Minuten dorthin. Erwischt man den Interregio nach Engelberg, welcher ebenfalls in Stans hält, dauert die Fahrt sogar weniger als 15 Minuten. Wer mit dem Auto anfährt (vermutlich könnte ich mir diesen Beschrieb hier sparen, aber der Vollständigkeit halber): Von Basel/Zürich herkommend: A2 bis Stans Nord, beim Kreisel die dritte Ausfahrt und bei der nachfolgenden Kreuzung rechts Richtung Stans. Aber zurück zum Bahnhof: Von dort aus muss noch die Stansstaderstrasse überquert werden und schon landet man bei einer kleineren Station: Der Talstation der Stanserhornbahn.


Spätestens nach der Einfahrt der Standseilbahn wird klar: Die weitere Reise bis hinauf aufs Stanserhorn wird ein Erlebnis. Ein Erlebnis ist schon das Rollmaterial: Bei den beiden Wagen handelt es sich um die Originalwagen aus dem Jahr 1893. Richtig gelesen: Es ist nicht ein Tippfehler. Die Wagen stammen tatsächlich noch aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Entsprechend ist das Flair: Holzverkleidung, offene (respektive keine) Fenster. Die Bahnhofglocke klingelt, der Kondukteur rückt seine Mütze zurecht (nur schon wegen dieser Mütze müsste man dort für einen Sommerjob anfragen) und der Wagen rumpelt los. Mit Fahrtwind geht es in die ersten Höhen.


Doch was hat das jetzt mit einem Cabrio zu tun? Reisserischer Titel? Clickbait? Moment!...


Nach einigen Minuten erreichen wir den Endpunkt der Bahn. Wir sind aber noch nicht oben angekommen – es heisst umsteigen für die Fahrt in der zweiten Sektion. Was nun ab da in die Höhe schwebt hat seinen ganz eigenen Reiz: eine ganz spezielle Luftseilbahn.


Beim Um- bzw. Einsteigen in die Luftseilbahn macht diese noch den Eindruck einer ganz normalen, modernen Luftseilbahn. Doch sogleich fällt eine enge, geschwungene Treppe in der Mitte der Kabine auf, die offensichtlich eine Etage höher führt. Oben angekommen, befindet man sich quasi auf dem Dach der Seilbahn – an der frischen Luft.


Keine Angst, natürlich hat es entsprechend Geländer um das Deck herum. Das Freiluft-Hinaufschweben ist aber dennoch einmalig und mit der Luftbrise, die einem der Fahrtwind um die Nase kräuselt, kann man den ersten tiefen Atemzug holen, den man sich so sehr gewünscht hat. Der mit sich mit jedem überwundenen Höhenmeter erweiternde Blick in die Ferne, lässt erahnen, wie schön es oben sein muss. Auch wenn man sich auf die Ankunft freut, ist die Cabrio-Fahrt viel zu schnell zu Ende. Mit der Sonnenbrille auf der Nase (die man standesgemäss für eine Cabrio-Fahrt montiert hat) geht’s hinaus aufs Stanserhorn.


Die traumhafte Aussicht spricht für sich und obwohl auch hier Schutzkonzepte gelten und eingehalten werden, scheint die Welt hier oben bei den Murmeltieren in Ordnung (Anm. der Redaktion: Dieser Eindruck bezieht sich auf die Situation im Sommer).


Eigentlich hatte ich mir vorgenommen den Berg hinunter zu wandern. Der gute Vorsatz war allerdings schnell dahin: Denn wer geht schon zu Fuss, wenn ein Cabrio auf ihn wartet und mitnimmt.

1 Comment


Oliver
Nov 29, 2020

Die Reise aufs Stanserhorn schön in Worte gefasst.

Like
bottom of page