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Dampfbahn Furka-Bergstrecke

Autorenbild: gleisturbinegleisturbine

Aktualisiert: 5. Mai 2023

Am Freitag, dem 9. August 2019 durfte ich meinen Cousin auf der Dampfbahn Furka-Bergstrecke begleiten. Er ist als hauptberuflicher Heizer einer der wenigen Festangestellten des Betriebs und konnte mich dadurch gratis mitnehmen. Einen herzlichen Dank an Tobias!


3-2-1, let's go!


Mein Morgen startet ungemein früh. Bereits um 4 Uhr bin ich auf den Beinen, um mich für den Tag vorzubereiten. Die Reise hoch auf die Realp dauert rund 4,5h, wenn man die sicherere Route via Brig wählt. Und da ich um Punkt 10.20 Uhr abfahrbereit auf der Dampfbahn stehen muss, steht ein etwas christlicheres Erwachen nicht zur Auswahl. Mr nimmts, wies chunnt.


Die erste S-Bahn nach Zürich fährt an meinem Bahnhof jeweils um 05.32 Uhr los. Jetzt wundert sich sicher der eine oder andere von euch, wieso ich denn so früh aufstehe!


Tja, manchmal braucht man am Morgen etwas länger. Packen, Kleidung aussuchen, zMorge esse, Morgenrituale – da kommen schnell mal ein paar Minuten zusammen. 😉


Doch der Hauptgrund ist ein anderer: So früh am Morgen muss ich immer noch 20 Minuten mehr Reiseweg einplanen, damit ich mangels Busverbindung zum Bahnhof stiefeln kann.

Um 5 Uhr heisst es deswegen raus aus dem Haus und ab zu den Gleisen!


Auf dem Perron angekommen, schaue ich nochmals kurz an mir runter und schiesse das erste Foto des Tages. Passend zum bevorstehenden Abenteuer ist mein OOTD (Outfit Of The Day) im Dampfzug-Look gehalten: schwarz, alt und robust.


So eine Dampflok kann nämlich eine dreckige Angelegenheit werden!

Ich fühle mich wie Jim Knopf im Lummerland.

In Zürich habe ich rund 9 Minuten Zeit, um den Zug zu wechseln. Leider hat meine S-Bahn aber etwas Verspätung und aus den 9 Minuten werden gerade mal ganze 5.


Zu dieser frühen Stunde sind glücklicherweise nur Profipendler:innen am Bahnhof unterwegs, die wissen, wie man auf der Rolltreppe steht. Das Ganze erweist sich deswegen einfacher, als gedacht: Ich schaffe es, vom Gleis 44 (Sektor C) durch den ganzen Bahnhof durch hoch zum Gleis 12 (Sektor A) zu sprinten. Falls ich vorher noch müde war, ist jetzt sicher auch noch das kleinste Körnchen Schlaf aus meinen Augen gefallen.


Mit dem IC8 804 geht es nun direkt nach Brig. Während der Ausfahrt aus dem Zürich HB spürt man, wie die Stadt langsam erwacht. Das Bahnpersonal ist schon seit Stunden auf den Beinen und rangiert die ersten Züge des Tages in den Kopfbahnhof rein. Mein Zug gleitet ruhig über das Gleisfeld – ich fühle mich überirdisch entspannt, als sei ich in einer Trance. Ich nenne dieses Gefühl liebevoll Frühmorgenfrieden. Ein Gefühl, das man sogar mitten in der grössten Stadt der Schweiz antreffen kann.


Auf dem Weg nach Brig passiert eigentlich nicht gross was. Die anderen frühen Piepmätze und ich dösen entspannt vor uns hin, bis wir aussteigen müssen.


In Brig angekommen, gilt es erstmal, die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) zu finden. Zum Glück ist der Bahnhof UX-technisch einwandfrei beschildert, denn die Gleise sind ausserhalb des Bahnhofs auf dem Vorplatz und sehen von Weitem eher wie Tramgleise aus. Doch der Schein trügt – richtige Züge halten dort! Wenn auch etwas kleinere als mein vorheriger, gefühlt kilometerlanger InterCity.


Pünktlich um 08.23 Uhr geht die Reise weiter hoch in die Berge. Heureka, die Strecke Brig-Andermatt wird von einer BDSeh 4/8 durchgeführt! Dieser Shuttle ist normalerweise in Richtung Zermatt unterwegs, doch heute fährt er nach Andermatt. Vielen Dank an @mikevonaesch, der meine Vermutung bestätigt hat, dass es sich nicht um einen Komet handelt.


Meine Vermutung basiert aber leider auf der fehlenden Toilette und ich – freudig die tollen On-board-Latrinen der Bergbahnen erwartend – ging seit 4.30 Uhr nicht mehr auf eine solche. Na, toll. Das Bergpanorama muss mich wohl oder übel bis Realp ablenken.


Wie extra abgesprochen, trägt die erste Haltestelle nach Brig den Namen, den ich der aktuellen Klosett-Situation gerne übertragen hätte: Bitsch.


Bitsch wurde übrigens lange von einer der ältesten Suonen der Region bewässert:

Everyone's favourite Swiss town: Bitsch.

Bis zur Realp dauert es noch ein Weilchen. In dieser Zeit bewundere ich die saftigen Wiesen und Wälder, durch die unser Zug sich immer weiter hoch in die Alpen schlängelt.


Auf einer solch pittoresken Strecke versteht man auch, wieso viele Touristen die Schweiz als World's Disneyland bezeichnen. Es ist so kitschig schön, dass es fast surreal wirkt.


Der Panoramawagen der MGB BDSeh 4/8, die eigentlich die Strecke nach Zermatt bedient.

Im Video:

Einfahrt in das Dorf Biel. Nicht zu verwechseln mit Biel/Bienne am Bielersee.



Ab Reckingen setzt sich ein Herr zu mir vis-à-vis ins Abteil, der ebenfalls nach der Toilette sucht. Wir beginnen zu scherzen, dass man in Postkutschen ja auch rassig das Tal hochdüsen könnte. Dann wäre sogar noch eine kurze Pinkelpause drin, wenn die Pferde trinken müssen.


Nach 1h 40min ist es soweit: Die 19. Haltestelle nach Brig ist dann endlich meine. Noch im Furka-Basistunnel muss ich signalisieren, dass ich an der Station Realp aussteigen will. Glücklicherweise kenne ich mich da ein bisschen aus – mein Gegenüber erzählt, dass schon so mancher Tourist fast vergessen hat, den Knopf zu drücken. Ein Unglück, das mir zum Glück nicht passiert; ich will schliesslich meinen Cousin (und mich selbst) nicht enttäuschen.


Ich verabschiede mich von dem netten Herrn und steige aus.


Nach einem 10-minütigen Fussweg entlang der Gleise bin ich nun endlich an meinem Ziel:

Der Bahnhof Realp DFB, und damit der Start meines eigentlichen Abenteuers, liegt vor mir.


Mein Zug mit der Lok HG 3/4 N°4 wartet abfahrbereit am Perron. Was für ein Anblick!


Kaum bin ich auf der Höhe des Gepäckabteils hinter der Lok, winkt auch schon mein Cousin aus dem Führerstand raus. Nach einer kurzen Begrüssung (und zur Sicherheit abgeklärter Abfahrtszeit) geht es für mich erstmal auf die Toilette. ENDLICH. Das Leben war nie schöner.


Die Lok N°4 vom Typ HG 3/4 der Dampfbahn Furka-Bergstrecke.

Hinfahrt: Realp UR - Furka - Oberwald VS


Pünktlich wie die Eisenbahn (hehe) geht es um 10.20 Uhr los in Richtung Oberwald. Der Rucksack und die – aufgrund der heissen Temperaturen inzwischen überfällig gewordene – Jacke werden von mir im Vorbeirennen noch kurz ins Gepäckabteil geworfen. Ab die Bahn!


Die erste Etappe bringt uns von der Realp zum Zwischenstopp Tiefenbach DFB. Auf diesem Streckenabschnitt fahre ich auf der Einstiegsbrücke des Gepäckwagens mit. Ich habe eine grandiose Aussicht auf den Führerstand und das sich konzentrierende Bahnpersonal, bestehend aus einem Heizer und einem Lokführer. Es zischt und keucht und rüttelt und stosst – ein traumhafter Anblick für jede:n Bähnler:in.

Der Heizer (in blau, links) und der Lokführer (in DFB-LF-Uniform, rechts)

Auf dem Streckenabschnitt bis Tiefenbach gibt es drei kurze Tunnel. Während die Kollegen im Führerstand ihre Fenster vorne schliessen können, sind wir auf der Brücke dem Dampf ausgeliefert, der von oben und von der Seite reindrückt. Da wir durch allfällige Restglut getroffen werden könnten, müssen wir uns zu unserer eigenen Sicherheit kurzzeitlich ins Wagoninnere zurückziehen. Wer aber denkt, dass ich es mir auf einem Sitzplatz bequem mache, denkt falsch: Ich stehe ganz einfach im Gepäckwagon (mit offener Seitentür) und warte darauf, dass ich wieder raus gehen kann. Der Lärm im Tunnel ist nicht gerade ohrenbetäubend, aber man kann sich auch nicht gerade gut unterhalten.


Ihr fragt euch, wie das Ganze aussieht und klingt? Natürlich habe ich mitgefilmt:


Nach der Tunnelfahrt erwartet uns bereits das nächste Highlight: Die Steffenbachbrücke.

Der Steffenbach ist ein berühmt-berüchtigter Lawinenzug, der jeden Winter die Schienen wie Karton mitreissen würde. Ich erzähle das bewusst im Konjunktiv, denn seit 1925 wird über die Wintermonate der Mittelteil der Brücke mit Seilwinden und Flaschenzügen nach unten geklappt und hinter dem talseitigen Widerlager in Deckung gebracht. So entstehen wenigstens auf diesem Abschnitt keine Schäden, denn die gesamte Strecke ist an sich schon sehr aufwendig zu unterhalten.


Selbstverständlich habe ich die Fahrt über die Steffenbachbrücke auf Video festgehalten:


In Tiefenbach angekommen, gibt es erstmal einen Schluck Wasser für die N°4. Mein Cousin füllt pflichtbewusst den Wassertank der Lok auf, der 3,15 Kubikmeter Wasser halten kann. Auch die Gäste dürfen das erste Mal aussteigen und die Landschaft bewundern. Nach kurzer Zeit wird aber klar: Der Fokus liegt ganz klar auf der schmucken Lok.


Sieben Minuten später geht die Fahrt weiter zum höchstgelegenen Punkt unserer Reise: dem Bahnhof Furka.


Ich darf ab Tiefenbach das erste Mal auf die Lok und hinter den Heizer stehen! Auf diesem Abschnitt hat es einige weidende Kühe, die ab der schnaufenden Dampfbahn nicht einmal mehr ihre Schultern zucken. Einigen jüngeren Exemplaren wird es dann aber doch etwas unwohl und sie stehen auf, um das Ganze aus der Ferne genauer zu beobachten.

Die Kühe neben dem Gleis.

Überhaupt ist dieser Streckenabschnitt meiner Meinung nach der schönste. Die kahle Berglandschaft, die trotzdem noch mit kitschig-grünen Wiesen imponiert, erinnert mich sehr an die schottischen Highlands. Und in beiden Gegenden fühle ich mich schlichtweg zuhause.


Liegt es an der frischen Alpenluft? Der natürlichen Umgebung? Oder an der Tatsache, dass kein Mensch weit und breit meine introvertierte Ruhe stören kann? So, wie ich mich einschätze, treffen alle drei Gründe zu gleichen Teilen zu.


25 Minuten später kommen wir auf dem höchsten Bahnhof der Strecke an.

Mit 2163 m ü.M. ist es an der Station Furka auch im Sommer schön frisch – ein wahres Glück für Zürcher:innen wie mich, die vor ein paar Stunden noch satte 35°C aushalten mussten.


Am Furka gibt es je nach Fahrplan einen 20–30-minütigen Aufenthalt, da gewisse Lokomotiven für die Talfahrt gewendet werden müssen. Um die Wartezeiten angenehmer zu gestalten, gibt es im eigens für den Bahnbetrieb geöffneten Buffet Furka etwas zu trinken und zu essen. Und (wow!) sogar eine Toilette. Ok, ich höre ja schon auf...


Fun Fact: Ein Japaner vom Steam Railway Club Japan war ganz aufgeregt, dass ich auf der Lok war (obwohl ich absolut nichts zur Fahrt beigetragen habe) und hat mich persönlich begrüsst und sich vorgestellt. Ein Foto von mir auf der Lok durfte natürlich auch nicht fehlen – zu doof, dass ich etwas überrascht war und ihn nicht gefragt habe, ob ich das Foto hätte haben dürfen. Ich habe ihm – wie ihr sicher bemerkt habt – die Freude gelassen, eine DFB-Bähnlerin kennengelernt zu haben.


Und schlussendlich hat er auch viel dazu beigetragen, dass ich mich nach der Reise wirklich bei der DFB beworben habe. Also lag er mit seiner Annahme nicht ganz falsch.

30-minütiger Zwischenstopp am Bahnhof Furka DFB.

Ab dem Bahnhof Furka geht es durch den 1874 m langen Scheiteltunnel wieder den Berg runter in Richtung Gletsch. Am Zwischenstopp Muttbach-Belvédère (nach dem Tunnel) steige ich gar nicht erst aus, sondern warte, bis wir am Bahnhof Gletsch ankommen, um mir die Beine wieder etwas zu vertreten. Während die Lok ein weiteres Mal ihre Wasservorräte aufgefüllt kriegt, verabschiedet sich der Japaner von vorhin bei mir. Er gehe von Gletsch aus weiter mit dem Postauto und wolle noch persönlich Goodbye sagen. Ich komme mir vor wie eine Königin, die ihren Gelehrten auf Reisen sendet.


What a story.


Ab Gletsch unterhalte ich mich hauptsächlich mit meinem Cousin und lasse einem Familienvater den Vortritt auf der Brücke, weil auch er gerne Fotos vom Führerstand schiessen will. Nur zu – er zahlt ja, ich reise gratis.


Tja, und kaum guckt man einmal nicht aus dem Fenster raus, ist man schon in Oberwald (VS). Es ist wieder etwas wärmer im Tal, wenn auch immer noch sehr angenehm.


Für die meisten, wenn nicht für alle Fahrgäste, ist hier Endstation. Die Gästebetreuer verabschieden sich von den glücklichen Passagieren und bereiten zusammen mit dem restlichen Zugpersonal alles für die Retourfahrt vor. Die Abfahrt ist zwar erst in mehr als einer Stunde, aber bekanntlich gilt ja das Motto «erst die Arbeit, dann das Vergnügen».


Die Lok wird darum gleich auf die andere Seite des Bahnhofs gefahren, um sie dort zu wenden. Die Drehscheiben werden übrigens von Hand mit reiner Muskelkraft bedient. Die Gästebetreuer und der Zugchef reinigen in der Zwischenzeit die Abteile und kleben die neuen Reservationszettel an die Fenster. So ist alles bereit für den Weg zurück zur Realp.

Im Video:

Die Lok wird vom Lokführer nach der Drehscheiben-Drehung auf die andere Seite der Wagons gefahren und vom Heizer und einem der Gästebetreuer gekoppelt.


Nach den Strapazen (ja, ich durfte die ganze Zeit zuschauen & fühle mich etwas schuldig 😉) gibt es zur Belohnung für die ganze Mannschaft im Gnagiwagen etwas zu essen. Ich selber habe leider vom Fleischli ein Sandwich mitgenommen, da ich nicht wusste, wie toll man hier als Crewmitglied essen kann! Aber das Dessert – es bitzeli Fruchtsalat – ging dann doch noch in meinen Magen rein. Mmmh, merci Chef!

Die «Sonnenterrasse» am Gleis vor dem Gnagiwagen in Oberwald VS.

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Rückfahrt: Oberwald VS–Furka–Realp UR


Der Weg zurück ist normalerweise immer etwas weniger unterhaltsam. An diesem Tag ist aber alles anders: Ich darf nochmals mit auf die Lok! Und dieses Mal stehe ich nicht hinter dem Heizer, sondern sitze auf dem Kohletender direkt hinter dem Lokführer.


DIE. GANZE. STRECKE. LANG. Besser geht es nicht!

Im Video:

Der Aufstieg nach Gletsch kurz nach der Abfahrt von Oberwald VS.


Der Abschnitt direkt nach Oberwald führt durch einen Wald, der schon einmal wegen verstreuter Funken einer Lokomotive gebrannt hat. Nach diesem Vorfall wurde an der gesamten gefährdeten Strecke eine Sprinkleranlage montiert, die vor jedem bergwärts fahrenden Dampfzug das Teilstück präventiv befeuchtet. An besonders trockenen Tagen folgt dem Dampfzug zudem eine Diesellok mit einem Löschwagen und einer Löschmannschaft.

Einer der Sprinkler der Befeuchtungsanlage.

Kurz vor Gletsch überquert unser Zug die Passstrasse Furkastrasse. Die Touristen im Reisecar trauen ihren Augen nicht, als ihnen der Weg plötzlich durch eine dampfende Maschine versperrt wird.


Selbstverständlich grüssen wir den Chauffeur und «seine» Gruppe angemessen:


In Gletsch angekommen, steige ich aus und mache dieses Mal ein kurzes Video des schönen Ortes. Auf der Hinfahrt stand nämlich der Gegenzug neben uns und versperrte die Talsicht – jetzt ist die Luft rein.


Wer Gletsch kennt, weiss auch, dass der Rhonegletscher vor rund 150 Jahren bis kurz vor die Hotels am Talboden reichte. Leider zog der Gletscher sich seit seiner maximalen Ausdehnung von 1856 bis hinter den Steilhang zurück. Im Tal erinnern nur noch pyramidenförmige Säulen und abgelagertes Moränenmaterial an die einst grösste alpine Gletschermasse. Selbst bei schönstem Wetter und auf wundervoller Fahrt im Dampfzug ein relativ trauriger Anblick.


Im Video:

Die Haltestelle Gletsch mit Blick auf den Steilhang,

hinter dem sich der Rhonegletschter «versteckt».


Nach Gletsch geht es obsi in Richtung Zwischenstopp Muttbach-Belvédère. Wir passieren abermals die Furkastrasse, bevor wir nach einer kurzen Pause im Scheiteltunnel verschwinden. Das Gleis hat hier übrigens trotz der Steigung keine Zahnstange, weswegen eine Diesellok ab Muttbach hilft, den Zug zum Bahnhof Furka hinaufzuschieben.


Fun fact: Beim Tunnelportal in Muttbach liegt oft sehr viel Lawinenschnee. In der ersten Schneeräumungswoche im Mai 2019 wurden rund 17m(!) Schnee gemessen.

Ihr merkt: Was für uns ein fun fact ist, ist für die Schneeräumung eher ein heiliger Bimbam.


Durch die Steigung muss die Lok so einiges an Energie gewinnen. Es wird geschaufelt, was das Zeug hält. Wie das im Tunnel in der Hitze und dem Dampf des Gefechts aussieht, sieht ihr hier:


Oben am Bahnhof Furka angekommen, gibt es das letzte Mal eine grosse Pause, bevor wir uns den Berg runter wagen. Das Wetter ist traumhaft, die Stimmung ist 1A. Hier dazu gepackt habe ich noch ein (auf diesem Blogpost) rares Foto der 3 Passagierwagen und des einen Gepäckwagens am Ende des Zuges. Ganz hinten sieht man noch schwach die Diesellok, die uns angehängt wurde. Das Tunnelportal am linken Bildrand ist der Ausgang des eben durchfahrenen Scheiteltunnels.

Die N°4 mit den roten Passagierwagen am Bahnhof Furka DFB.

Nach einer 30-minütigen Pause treten wir den letzten Streckenabschnitt an. Da das Bergpanorama einfach atemberaubend ist, will ich euch auch den Rückweg meiner Lieblingsstrecke nicht vorenthalten. Atmet tief ein und geniesst den Disney-Kitsch!


Als wir unten in der Talstation Realp antreffen, ist es bereits 16.20 Uhr. Die Gäste werden verabschiedet und ich werde – trotz mehreren Hinweisen meinerseits, dass ich NICHT zum DFB-Personal gehöre – in das Ritual miteinbezogen.


Aber hey, gerne geschehen, dass ich euch mit meinem Auf-der-Lok-Rumsitzen unterhalten habe. War toll! 😉


Unsere Lok wird nach Abreise der PAX von den Wagen wegrangiert und im Depot versorgt. Soweit, so gut.


Etwas weniger gut ist die Tatsache, dass ich das logischerweise nicht kapiere und seelenruhig unten mit den Feierabend-Getränken in den Händen warte! Zum Glück sind die Lokführer etwas intelligenter als ich und rufen mich noch rechtzeitig auf die Lok, damit ich mit ihnen ins Depot fahren kann.


Nach einer kurzen Pause machen sich die Herren daran, die Lok für den nächsten Tag bereit zu stellen. Es wird geputzt, gefegt, kontrolliert und geschrubbt.


Ich selber weiss nicht so recht, ob ich denn etwas helfen könnte und warte fast meditativ auf dem Bänkli neben der Lok. Mit der Zeit gefällt es mir sogar, einfach mal neben einer Bahnanlage zu sitzen und absolut nichts machen zu müssen.


Dass ich nur zuschaue wird natürlich relativ bald vom Lokführer bemerkt und es muss ja der Kommentar fallen, «wie schön es sicher sei, den Männern beim Putzen zuzuschauen».


Etwas frech bejahe ich das postwendend – schliesslich bin sonst immer ICH die Person, die Gepäckstücke, Velos, Skis oder Militärkisten rumschleppen muss. Schöne Welt! :D

Die Lok am Wartungsplatz.

Schlussendlich kann ich aber trotzdem noch ein wenig helfen, indem ich den Kohletrichter fixiere, während der Heizer die Kohle in den Tender schaufelt. Schon nur diese Arbeit gibt leicht schwarze Hände! Aber mir gefällts.

Kohle macht die Hände schön.

Vielleicht ist es aber auch Schicksal, dass ich nicht mehr geholfen habe. Schliesslich muss ich noch rund 3h lang runter nach Zürich fahren. Und in den von Mailand kommenden EuroCity mit noch mehr Kohlepartikeln einzusteigen, als ich sonst schon auf mir trage, wäre bei den restlichen Passagieren sicher nicht allzu gut angekommen.


Kurz vor 18 Uhr verabschiede ich mich von Tobias, Reto, Maurus und Thorsten (ein Wunder – ich habe mir die Namen merken können!) und wandere vom Depot den kurzen Weg runter ins Dorf, damit ich meinen Zug nach Andermatt nicht verpasse. Die Verbindung via Göschenen und Arth-Goldau ist schliesslich die letzte des Tages, die nur 3 h statt 4 h dauert!


Ein letzter Blick über das ruhige und friedliche Dorf Realp schliesst meinen Besuch bei der DFB ab. Solange ich von den Golfbällen links nicht getroffen werde, bleibt alles wunder-prächtig (ich hatte Glück – die Golfclub-Mitglieder haben die Löcher und nicht mich getroffen).


Der 9. August 2019 war definitiv einer der schönsten Tage meines Lebens!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die diese Reise so einzigartig gestaltet haben – ich freue mich schon jetzt auf meinen ersten Einsatz im nächsten Jahr!


À tout à l'heure – bis mal wieder im le train à vapeur.


Eure Gleisturbine.


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Infos zur Dampfbahn Furka-Bergstrecke


Trägerschaft


Die DFB besteht aus drei Komponenten, ohne die der Betrieb nicht zustande kommen würde:


1. Der Verein Furka Bergstrecke (VFB): Rund 8 000 Mitglieder engagieren sich mit Mitgliederbeiträgen, Spenden und ihrer Arbeitskraft. Jährlich leisten unzählige Freiwillige (unter Betreuung von Fachleuten der DFB AG) tausende von Stunden im Frondienst.


2. Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB AG): Sie ist Trägerin der Konzession des Bundes und damit verantwortlich für Strategie, Bau, Marketing und Betrieb der Bahn. Sie verfügt über sämtliche Anlagen, Transportmittel und Einrichtungen.


3. Die Stiftung Furka Bergstrecke (SFB): Die Stiftung ist die alleinige Stifterin und widmet sich hauptsächlich der Mittelbeschaffung. Sie ermöglicht die Realisierung von grösseren Ausbau-vorhaben in den Bereichen Infrastruktur und Rollmaterial.



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Du willst aktiv mithelfen und den Verein monetär oder sogar mit deiner eigenen Arbeitskraft unterstützen? Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke ist auf freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen und kann deine Hilfe brauchen.



3 Comments


peter.christener
Oct 03, 2019

Endlich habe ich geschafft, das zu lesen. Auf dem iPad hat die Seite nicht richtig funktioniert. Zu dem hier: "Das Gleis hat hier übrigens trotz der Steigung keine Zahnstange, weswegen eine Diesellok ab Muttbach hilft, den Zug zum Bahnhof Furka hinaufzuschieben." Das ist weniger das Problem der fehlenden Zahnstange, denn die 31 o/oo-Steigung im Tunnel könnten auch ohne diese bewältigt werden. Man will aber nicht das Risiko eingehen, dass der Zug im Tunnel stecken bleibt.

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Sven
Oct 01, 2019

Sehr schöner Bericht und tolles Bildmaterial!

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Oliver
Sep 30, 2019

Danke für den spannenden Tag mit der DFB.

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