Coasterrail-Tour Tag 17-21
Die Coasterrail-Tour ist eine 4-wöchige Eisenbahn-Achterbahn-Reise durch Europa mit dem Interrail Pass. Diese Reise habe ich im Juni 2019 alleine durchgeführt, war aber trotzdem selten alleine, da ich unterwegs mehrere nette Leute kennengelernt habe. Ich habe beschlossen, diese Tour zu machen, bevor ich mit meiner Lehre als Fachmann ÖV bei der Login Berufsbildung AG (Einsatzfirma: SBB) beginne.
Ich habe diesen Bericht auf 4 Teile aufgeteilt, damit es nicht zu viel aufs Mal zum Lesen wird. Dies ist Teil 3 von 4.
Tag 17
Wie ihr aus dem letzten Teil sicherlich noch wisst: Ich habe in Cardiff im Hotel meinen Wecker aus Versehen falsch gestellt. Leider fiel mir der Fehler erst am nächsten Morgen um 06.45 Uhr auf: Der Zug, den ich eigentlich erwischen wollte, ist bereits um 06.37 Uhr abgefahren.
Also habe ich den Fahrplan geöffnet und geschaut, wann der nächste fährt: Erst zwei Stunden später um 8.37 Uhr...nochmals für 'ne Stunde in die Heia – yay! Beim zweiten Anlauf klappte es: Ich ging zur richtigen Zeit an den Bahnhof und stieg in den Zug nach Carmarthen ein. Die fahrt ging der Küste entlang immer weiter nach Wales raus in die Pampa – und das natürlich bei typisch britischem Wetter. Um 11 Uhr musste ich in Carmarthen umsteigen; ein Kopfbahnhof mit gerade mal zwei Gleisen, gefühlt mitten im Nirgendwo.

Gegen halb Zwölf kam ich an meinem Zielbahnhof Narberth an. Allerdings auch nur, weil der Kontrolleur mich rechtzeitig kontrollierte: Es war eine Halt-auf-Verlangen-Station.
Jetzt ist es aber so, dass der Bahnhof Narberth die nächste ÖV-Haltestelle vom Park sein mag...der Park selbst ist aber immer noch 8km entfernt und es gibt keinen Bus. Ich habe da zuerst zwei Alternativen gesehen: Entweder ein Taxi rufen oder ein Auto mieten. Beides war aber doch recht teuer. Da habe ich bemerkt, dass es in Narberth ein Fahrradgeschäft gibt, welches auch Fahrräder vermietet. Zack, ich habe ein Fahrrad gemietet. Also "zack"...erstmal musste ich 20 Minuten vom Bahnhof zum Laden gehen, da die Ortschaft sehr weitläufig besiedelt war. Und was auch ganz toll: Es gab teilweise nur einen Bürgersteig auf dem Weg vom Bahnhof ins Dorf hinein. Da wo der Bürgersteig fehlte, hatte es links und rechts Hecken, sodass man nur schlecht den Autos ausweichen konnte.
Nachdem ich das Fahrrad abgeholt hatte, ging es erstmal gut 100 Höhenmeter den Berg hinunter, um dann anschliessend wieder 80 Meter hoch zu fahren, was für mich als Person, die sehr selten Fahrrad fährt, sehr viel ist. Das Hochfahren war aber in Stufen unterteilt und zum Glück nicht allzu steil. Zu meinem Unglück musste es allerdings genau dann auch noch zu regnen beginnen. Also legte ich einen kleinen Stopp ein und zog meine Regensachen an. Von der Spitze der 80m-Steigung ging es im Anschluss nur noch leicht bergab bis zum Park, wo ich um Viertel vor Eins schliesslich ankam.
Der Park war so leer, wie schon irgendwie alles andere an diesem Tag. Aber auch kein Wunder, denn es war ein Montag, niemand hatte Ferien und britisches Wetter vermiest so einiges. Ich persönlich machte mir diese Tatsachen zu meinen Freunden. So konnte ich zum Beispiel bei der Holzachterbahn Megafobia, welche recht Spass macht, mehrere Runden in der ersten Reihe fahren, ohne dass ein anderer Besucher überhaupt dazu kam. Die vollste Runde bei Megafobia war ein Zug, der mit einer Auslastung von etwa 25% fuhr – er war also praktisch leer. Dasselbe war bei ziemlich allen anderen Attraktionen auch der Fall.

Nach einer Stunde war ich schon mit allen Attraktionen durch. Ich wollte dann noch die "Drenched" fahren – eine 40m hohe Wasserbahn mit fast vertikaler Abfahrt. Jedoch fährt diese erst ab 5 Personen. Zwei Damen wollten ebenfalls fahren, aber zu Dritt sind wir immer noch zwei zu wenig. Also sagten die Mitarbeiter, wir sollen alle um 16.00 Uhr kommen. Dasselbe sagen sie auch den anderen Gästen. Um 15.55 Uhr bin ich mit den zwei Damen hinspaziert; da war das Boot aber schon unterwegs! Die Mitarbeiter fragten dann die Fahrgäste im Boot, ob jemand nochmals fahren will und zwei meldeten sich.
Somit waren wir zu Fünft. Endlich! Es ging los.
Bei der Abfahrt flog einem erstmal das Wasser um die Ohren, das zuvor im Boot am Boden war. Beim Eintauchen wurde dann alles, was im Boot war, vollends nass. "Hence" der Name "Drenched". Aber ohne Regensachen hätte ich das nie gemacht, denn es waren grade mal 12° Celcius draussen und gleichzeitig regnete es ununterbrochen.

Hier im Video sieht man auch die Mitfahrer-Perspektive. Beim Eintauchen ist nur noch eine Wasserwand erkennbar. Sieht selbst:
Nach der Fahrt ging ich dann wieder raus, schnappte mir mein Fahrrad und ging zurück zum Fahrradladen. The same way back: Erstmal alles leicht hoch, 80m in Wellen runter und dann die 100m Steigung steil hoch – und das alles am Stück. Nach der Hälfte musste ich absteigen und gehen. Sobald ich das Fahrrad abgegeben hatte, lief ich zum Bahnhof und wartete auf den Zug. Der nächste fuhr in 20min. Gegen 18.00 Uhr erwartete mich dann schliesslich ein Ein-Wagen-Zug bis Swansea. Dort stieg ich auf den Schnellzug von GWR bis Cardiff um, ging im Anschluss im Five Guys "Z'Nacht" essen und dann relativ bald ab ins Bett.

Tag 18
Weiter geht die Reise um 6 Uhr morgens. Vom Bahnhof Cardiff fuhr ich mit GWR nach London Piccadilly. Der Zug war ein neuer Schnellzug mit 12 Wagen, welcher im Innern sehr freundlich gestaltet und derselbe Fahrzeugtyp wie gestern Abend war.

Mir sind hier vor allem die Reservierungsanzeigen sehr stark aufgefallen: Es steht einerseits, ob der Platz frei ist und andererseits – wenn eine Reservation getätigt wurde – von wo bis wo der Platz reserviert ist. Für einen noch besseren Überblick hat jede Anzeige zudem ein buntes Lämpchen:
Leuchtet dieses Rot, ist der Platz reserviert.
Leuchtet es gelb, ist der Platz reserviert, aber erst ab einer späteren Station.
Leuchtet es grün, ist der Sitzplatz nicht reserviert.
So ein System könnte man auch optimal im ICE einführen, denn bis man da mal durchgekommen ist und einen Platz gefunden hat, kann es manchmal doch sehr dauern.
Das Reservierungssystem im Schnellzug von GWR.
Die Fahrt verlief allgemein ruhig. In London angekommen, habe ich online wieder den Aufbewahrungsservice für 5£ in einem Laden gebucht, um meinen Koffer aufbewahren zu lassen. Dieses Mal war die "Station" ein kleiner französischer Supermarkt.
Während der Mitarbeiter das Schild an meinem Koffer befestigte, wurden gerade frische, warme Croissants ins Regal gefüllt – ich konnte nicht widerstehen. Weiter ging es im Anschluss mit der U-Bahn zum Bahnhof Waterloo, wo ich natürlich wegen einer einzigen Minute den Zug verpasste, der nur alle 15min fährt. Da aber ein Streik bei den Southwestern Railways war, fuhren die Züge sowieso sehr provisorisch und unregelmässig. Zuerst hiess es, dass der Zug am einen Bahnsteig der richtige sei. Dann hiess es auf einmal, dass es der am anderen Bahnsteig ist. Und der Zug hatte dann doch immerhin 12 Wagen, war aber trotzdem rappelvoll, obwohl mittlerweile fast 10 Uhr war. In Staines bin ich dann in den ebenfalls rappelvollen Bus zum Thorpe Park gestiegen, der zudem auch einen riesen Umweg fuhr. Im Park angekommen, musste ich erstmal gut 20min für die Taschenkontrolle anstehen.

Der Park war aufgrund vieler Schulklassen trotz der Tatsache, dass es ein Arbeitstag war, gut gefüllt. Die Wartezeiten betrugen bis zu 50min. Gegen den späteren Nachmittag begann es auch hier zu regnen. Dadurch hatte man allerdings bei der Achterbahn "Stealth" keine Warteschlange mehr und ich fuhr diese noch einige Male bis Feierabend.

Auf dem Rückweg war der Bus ebenfalls wieder pumpenvoll und fuhr denselben Umweg zurück. Auf halber Strecke knallte es auf einmal laut unter dem Bus. Der Fahrer hielt an, um nachzuschauen. Er entschied nach der Begutachtung, die Reise fortzusetzen. Jedoch fuhren wir gefühlt nur noch in Schrittgeschwindigkeit. Wir brauchten fast eine ganze Stunde für die normalerweise 20-minütige Strecke!
Zum Abendessen empfahl mir ein Freund aus Deutschland das "Planet Hollywood", da er dieses Restaurant bereits zig mal besucht hat und liebt. Das Essen war auch sehr lecker und sehr grosszügig berechnet – der Nachtisch hatte aber trotzdem noch Platz, denn der geht nicht in den Magen, sondern direkt ins Herz. Mit vollem Bauch hab ich dann meinen Koffer geholt und bin mit der U-Bahn zu meinem sehnlich erwarteten Airbnb gefahren.
Tag 19
Eigentlich hatte ich für diesen Tag noch nichts im Voraus geplant, aber aufgrund des Gratis-Eintritts vom zweiten Alton-Towers-Tag wollte ich diesen Park nochmals besuchen.
Doof: Ich habe am Abend davor gesehen, dass an diesem Tag in Cambridge die Kirmes startet. Die will ich auch besuchen! Also hab ich den Plan ein weiteres Mal geändert.
Mit der U-Bahn ging es somit erstmal quer durch die Stadt zum Bahnhof Liverpool Street, von wo aus ich den Schnellzug von Greater Anglia nach Norwich nahm. Es war ein älterer Triebzug mit einer Lok. Die Türen erinnerten mich an etwas, was mir mein Vater mal erzählt hatte: Bei einigen Wagen muss man (um aussteigen zu können) bei der Türe das Fenster aufmachen und von Aussen die Türklinke betätigen, da es Innen keine hat. Hätte mein Vater mir das nicht mal erzählt, wäre ich wohl relativ lange nach einem Knopf oder einer Türklinke suchend davor gestanden.

In Norwich kam dann der Schreck: Der Zug von Norwich nach Great Yarmouth, der nur stündlich fährt, fällt aus. Ich bin kurz an den Infopoint, um zu fragen, ob es eine Alternative zum ausgefallenen Zug gibt. Die Dame meinte dann, dass ein Bahnersatzbus fahre...ich müsse lediglich rechts im Bahnhof in der Ecke warten. Sobald der Bus da sei, würden wir abgeholt werden. 5min später kamen dann wirklich Mitarbeiter und haben uns durch einen Hinterausgang raus zum Bus geführt, Dieser war dann sogar noch vor der eigentlichen Ankunftszeit des Zuges am Bahnhof, da der Bus die Haltestellen dazwischen nicht angefahren hatte.
In Great Yarmouth ging ich direkt zum Pleasure Beach, weil der recht leer war. Das einzige Highlight dort war allerdings eine alte Holzachterbahn, bei welcher noch ein Bremser mitfährt, sprich ein Mitarbeiter, der den Zug per Bremshebel während der Fahrt bremst. Ich bin alle Bahnen abgefahren und ging dann noch einen Kilometer nördlich eine weitere kleine Achterbahn fahren. Anschliessend zog es mich wieder zum Bahnhof, von wo aus ich mit dem Bus nach Norwich und weiter nach Cambridge zur Kirmes fuhr.

Der Kirmesplatz war auf einer grossen Wiese etwa 2km vom Bahnhof entfernt. Beim Hin- und Rückweg durch Cambridge kam mir vieles noch vom Sprachaufenthalt bekannt vor, aber leider hatte mein Lieblings-Sandwichladen, Blue Sandwiches, bereits Feierabend. Auf der Kirmes waren kaum Besucher, aber jedes Geschäft hatte laute Elektro-Mucke auf dem gefühlten Maximum der Leistung aufgedreht. Irgendwie krank, aber auch geil. Zudem stand auch ein ehemaliges Schweizer Fahrgeschäft da: Chaos (ehm. Wetzel). Aus unerklärlichen Gründen war übrigens jedes Geschäft in doppelter Ausführung vorhanden. Die Kinder-Achterbahn hatte als Special-Effekt noch eine Schaumkanone. Sowas habe ich auf einer Kirmes auch noch nie gesehen.


Um 20 Uhr bin ich wieder auf den Zug gehopst. Dieses Mal ging es mit der Great Northern nach London Kings Cross. Und wie schon damals beim Sprachaufenthalt, ist unser Schweizer Twindexx im Bezug auf das Schüttelerlebnis harmlos: Der britische Zug wackelt auf dieser Strecke so stark hin und her, dass meine Kamera und meine Wasserflasche, welche ich auf den grossen Tisch gestellt habe, mehrfach runtergefallen wären, hätte ich diese nicht im letzten Moment festgehalten.

In Cambridge habe ich im Poundland auch noch die Fake-Toblerone namens Twin Peaks gekauft. Sie war aber bei weitem nicht so gut wie die echte Toblerone. Wenigstens haben die Briten die Höhe der Gipfel an die der britischen Berge angepasst.

In London angekommen, ging es direkt wieder auf die U-Bahn zurück ins Airbnb und auch bald mal ins Bett.
Tag 20
Gegen 5 Uhr am Morgen klingelte mein Wecker. Uuund weiter ging's.
Erst Mal fuhr ich ein Stück mit dem Bus, danach mit der U-Bahn zum Bahnhof St. Pancras. Schon wieder steht die achso tolle Prozedur namens Ticketkontrolle, Sicherheitskontrolle & Passkontrolle an. Anschliessend musste ich dann nochmals 20-30min warten. Finally, ich kann einsteigen. Dieses Mal hatte ich wenigsten einen Fensterplatz.

In Brüssel stieg ich dann auf den ICE nach Frankfurt um, welcher ein ICE 3 der NS war. Die Weiterfahrt war recht entspannt, aber kaum hielt der Zug in Aachen, war klar: Jetzt ist man wieder in Deutschland.

In Frankfurt hatte ich 40min Aufenthalt. In dieser Zeit nahm ich im Gasthaus zur goldenen Möve eine vorzügliche Mahlzeit ein. Ich hatte die Spezialität des Hauses: Einen grossen Mac.
Weiter ging es mit dem ICE nach Leipzig. War ein ICE 1, nix spezielles. Dafür war der RE von Leipzig nach Chemnitz von der Mitteldeutschen Regiobahn um Welten besser...schöne, alte Wagen mit Fenstern, die man aufmachen konnte. Bei 25 Grad am frühen Abend einfach herrlich.

In Chemnitz konnte ich dann für zwei Nächte bei einem Bekannten übernachten.
Nach dem Abendessen und einer Runde Fernsehen ging ich dann auch mal ins Bett.
Tag 21
Heute stand der Freizeitpark Plohn auf dem Programm. Ein eher kleiner Park mitten in Sachsen, aber mit zwei richtig guten Achterbahnen. Eine davon ein echtes Mack-Produkt, die andere eine sehr gute Holzachterbahn.
In den Freizeitpark Plohn sind wir mit dem Auto des Bekannten hingefahren. Der Park war nicht wirklich voll – so gab es bei der neuen Achterbahn "Dynamite" maximal 10 min Wartezeit; bei "El Toro", der Holzachterbahn, konnte man sogar fast durchgehend sitzen bleiben. Und die Mitarbeiter waren auch erstklassig. Nach Parkschluss haben die Angestellten die "El Toro" noch ganze sechs Extrarunden fahren lassen. Das war richtig toll und sie haben sich einen schönen Applaus mehr als verdient.
Solch motivierte Mitarbeiter bräuchte jeder Park.

Am Abend sind wir mit dem Auto wieder zurückgefahren. Es gab ein Abendessen und eine Runde Fernseher, bevor ich den Wecker auf eine unmenschlich frühe Zeit (wie der Bekannte meinte) stellte.
Wo es am nächsten Tag so unmenschlich früh hinführt und welche zwei Länder ich zum ersten mal besuche, erfährt Ihr bald im vierten und letzten Teil.
Vielen Dank fürs Lesen.
Ich hoffe, dass euch meine Beiträge hier gefallen.
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